Buffet D'Or by GROW GROW

Kirche, Staat und Grenzen, Drei Sonnen hell & Lichtenrade
recorded and mixed in Juli 2015 at Daft Audio Studio
in Leipzig by Jens Berger.
Souvenir, 13, Harald Juhnke, Buffet D’Or & Schwermut am
Karibikstrand recorded and mixed in Juli 2016 at Daft Audio Studio
in Leipzig by Jens Berger.
Vocals recorded by Thomas Gutmann und mixed
by Timo Warken beginning 2017 in Berlin.
Mastering in January 2017 by Role, Tonmeisterei in Oldenburg
Design: Patrick Finke
Cover image: Paul de Vos (1591 - 1678)
REVIEWS
Crossed Letters Online-Zine:
Aaaargghhh, auf diese Band hier bin ich leider erst vor einiger Zeit beim Bandcamp-Surfen gestoßen. Spät ist dennoch besser als nie. Warum ist mir kein einziges Review von Buffet D’Or in den einschlägigen Zeitschriften sofort ins Auge gestochen? Wie dem auch sei, der zappelige Sound des Trios aus Berlin schafft das problemlos innerhalb weniger Sekunden und dockt direkt ans Ohr an. Das selbstreleaste Debutalbum haut mich direkt beim ersten Durchlauf von den Socken und lässt mich bis zum letzten Ton aufmerksam an den Lautsprechern kleben! Unglaublich viel pulsierende Energie, Wahnsinn! Die Jungs sind wirklich bereits seit 2009 unterwegs, drei EP’s gibt es mittlerweile auch schon. Ähnlich wie der Köter auf dem Albumcover verbeiße ich mich gierig in den unbequemen, vertrackten Post-Hardcore, der mit massig Noise, Hardcore, Punk, Math-Rock und Screamo-Elementen und sogar Post-Rock-Klängen ausgestattet ist und dabei auch noch äußerst emotional und intensiv aus den Lautsprechern kriecht. Auch wenn in deutscher Sprache gesungen wird, die Vorbilder dürften allesamt im 90’s-Dischord-Umfeld zu finden sein. Die Band selbst gibt zu, dass sie gern mit Bands wie Jesus Lizard, Shellac, Ten Volt Shock, At the Drive-in, den Dead Kennedys oder Fugazi verglichen werden. Das ist durchaus nachvollziehbar. Dennoch ist das hier mehr als eine Kopie dieser Bands. Man spürt direkt die unbändige Energie, dazu setzen die intelligenten Texte noch eins drauf. Polternder Bass, schepperndes Schlagzeug, messerscharfe Gitarren, aufwühlendes Geschrei, manchmal sogar im Doppel. Diese Textzeile aus dem Song Kirche, Staat und Grenzen spiegelt eigentlich die Wucht dieses Albums ganz gut wider: Ich spuck Gift und Galle, hab Schaum vor dem Mund, hier riecht’s nach Ärger, hier kommt die Wut. Boah, ich bin sowas von begeistert!
Steff Beans
taz:
Was im Genre Hardcore in den späten achtziger und frühen neunziger Jahren passierte, ist eine hochinteressante Angelegenheit. Die alten Pfade waren ausgetreten, und es entwickelten sich allerlei Unterströmungen: Screamo, Emo-Hardcore, Post-Hardcore, Mathcore, Noisecore, so was. Im Kern blieb man also weiterhin hart, aber man versah die Musik mit mehr Drehungen und Wendungen. In den Mainstream kamen aus diesen Spektren nur Bands wie At The Drive-In oder Refused, der Rest verharrte im Underground.
In der Berliner Subkultur gibt es heuer eine Band, die die Fäden dieser Subgenres wieder aufnimmt. Grow Grow heißt sie, bislang ist sie mit einer 10-Inch und einer EP in Erscheinung getreten. Jetzt hat das Trio sein Debütalbum mit dem Titel „Buffet d’Or“ veröffentlicht; und eine Art Buffet ist auch gleich auf dem Cover zu sehen, wo ein Hund genüsslich seine Beute verspeist. Es handelt sich um Paul de Vos’ Barockbild „Hund und Katze an einem Vorratskorb mit Fleisch, Spargel und Artischocke“ aus dem 17. Jahrhundert. Der Titel klingt zunächst nach gemütlichem Stillleben – aber das täuscht.
Und gemütlich geht es auch bei Grow Grow nicht zu. Zum einen musikalisch: Da ist Schreigesang zu vernehmen, zum Teil im Duett, da ist ein knarrender Bass zu hören, und da ergänzen sich Staccato-Gitarrenakkorde mit breakreichem Schlagzeugspiel – Beine und Füße des Hörers zucken fast reflexartig.
Zur wummernden Musik gibt es wütende, aber nie platte deutsche Texte – Referenzen an bessere Deutschpunk-Combos wie Turbostaat oder Love A klingen somit auch an, zum Beispiel gleich im ersten Stück, „Souvenir“. Die Kritik an einem bürgerlichen Lebensentwurf kommt darin mit sieben Worten aus: „Geburtsurkunde / Abschlusszeugnis / Steuererklärung / Hochzeitsfoto / Rentenbescheid / Arztbericht / Totenschein“.
Musikalisch am beeindruckendsten und mit einem hohen Mitwippfaktor ausgestattet ist der siebenminütige Titeltrack „Buffet d’Or“, der wie ein konventionelles Noiserockstück beginnt, gegen Ende aber mit einer Postrock-Eskapade aufwartet, die einen etwa an die Instrumentalbands des Labels Constellation erinnert. Das folgende „Drei Sonnen hell“, das schon auf der EP zu hören war, ist dann ein echter Hit und der Beweis, wie hoch das Energielevel in besagten Genres ist. Und dafür, dass man schöne Liebeslieder auch schreien kann.
Jens Uthoff
Flight13:
Was ist das? Was prügelt derart verschroben auf mich ein? Growgrow sind seit 2009 das Berliner Renaissancetrio der schroffen Dischord-90er. Eine Duo-Vocals-Attacke zwischen Heiser und Schrei, mathige Gitarren, Shellac-Bass und fast jazziges Blastgetrommel. Und Texte vom modernen, modernden Leben: "Ich bin ein Mängelexemplar/aus der Montagsproduktion". Nichts hier ist wirklich vorhersehbar; der Dreier knüppelt sich auch mal durch Hc-Black Flag-Geschosse, dann wieder psychedelische Breaks bei späten Fugazi; von den Lyrics versteht man wenig, der Sänger tollwütet gegen die Soundwand von 3 malträtierten Instrumenten und alles lässt staunen und zerstören. Intentionaler Destruktosound mit tosenden Ruheparts bei Fugazi, Shellac, Unsane, Ten Volt Shock, Metz.
X-Mist:
Self-released debut album by Berlin-based band, playing 90s style Noise-Rock with Post-Hardcore/Punk influences, german lyrics. With their sound they fit pretty well in a line with bands like TELEMARK, STORNO or ENIAC. Pretty convincing! Recommendable!
Selbstveröffentlichtes Debüt-Album der Berliner Band. Noise-Rock mit Post-Hardcore/Punk Einflüssen, deutsche Texte. Passen mit ihrem Sound in eine Linie mit Bands wie TELEMARK, STORNO oder ENIAC. Sehr überzeugend!!!
OX Fanzine:
„Alles, was Spaß macht, ist strafbar.“ Mit dieser traurigen Wahr- heit beginnen die Berliner ihren Song „Harald Juhnke“ und zerlegen dann mal eben das Zimmer. Noisiger Screamo und irgendwie auch Punk- rock, das sind GROW GROW, die ob der vertrack- ten Texte mal an MATULA, TURBOSTAAT oder CAPTAIN PLANET erinnern. Musikalisch steckt jedoch so viel mehr (Zerstörungs)Wut in den acht Songs, welche die seit 2009 existierende Band nun hier veröffentlicht. Genau der richtige Mittel- nger an das koksende Berlin, das doch irgend- wie auch mal Punk-Hauptstadt war. Es geht gegen Kapitalismus, um Selbstaufgabe und derlei The- men, die laut Aussage der Band „auf keiner Bal- lermann-Saison-Abschlussfahrt der Alther- ren-Fußball-Freizeitmannschaft“ fehlen dürfen. Für jeden zu empfehlen, dem die ganze andere Scheiße einfach zu harmlos ist.
TRUST Fanzine:
Und was kommt als nächstes? Ein Doppelalbum? Zur Erinnerung: Nach dem CDEP-Debüt vor fünf Jahren legten die Berliner vor zwei Jahren mit einer Zehnzoll nach - und nun gibt es das erste sozusagen abendfüllende Vinyl. kaum überraschend, dass der Noise-Rock von Grow Grow mit den Jahren gereift ist. Spielerisch präziser, kompositorisch entschlackt. Aber auch lyrisch. Schon auf den ersten Blick fällt auf, dass sie den Fallstricken der Fremdsprache nunmehr ausweichen, indem sie auf Deutsch texten. Und das sogar ziemlich gut, eindeutig gegenwartsbezogen und politisch, aber nicht banal oder phrasenhaft. Interessanterweise ergibt sich dadurch eine gewisse Nähe zu den Rachut-Bands, noch dadurch begünstigt, das ihre neuen Songs weniger zerfahren klingen, was wohl auch, aber nicht allein aus einem verfeinerten Zusammenspiel resultiert. Dafür haben sie ihre Palette erweitert, zum einen mit mehr Tempo dort, zum zweiten mit mehr Atmosphäre andernorts, namentlich im tollen Finale "Schwermut am Karibikstrand", wo dann tatsächlich so etwas ähnliches wie in Mellotron zu hören ist. Was sich nicht verändert hat: Auch diesmal bringen sie das Ding in Eigenregie raus. Feine Sache. (stone)
Tracklist
| 1. | Souvenir | 2:46 |
| 2. | 13 | 3:39 |
| 3. | Harald Juhnke | 1:51 |
| 4. | Buffet D'Or | 7:31 |
| 5. | Drei Sonnen hell | 2:54 |
| 6. | Kirche, Staat und Grenzen | 3:32 |
| 7. | Lichtenrade | 3:08 |
| 8. | Schwermut am Karibikstrand | 7:28 |







